Wenzersdorf Holzwasserrohre

Zur Auffindung von 3 Holzwasserrohren in der Katastralgemeinde Wenzersdorf (NÖ) 
 
Fundort und Fundgeschichte 
Im Sommer 1996 wurde der Österreichische Archäologie Bund vom Vorhandensein dreier Holzwasserrohre verständigt. Ihre Auffindung steht im Zusammenhang mit Baggerarbeiten, die 1993 nordwestlich von Wenzersdorf (NÖ) (Abb. 1, oben), im sogenannten Quellengraben (Abb.1, unten), durchgeführt wurden lagern seitdem auf einem Privatgrundstück in Wenzersdorf. 
Das es nun nach drei Jahren zur Vorlage dieser Bodenfunde kommen kann, ist dem versdienstvollen Einsatz und dem Bemühen um Kulturerhaltung in der Gemeinde Wenzersdorf, Herrn Johannes Öfferl zu verdanken. Auch gelang es ihm die für diese Auswertung notwendigen Informationen um die Auffindung zu erhalten.
 
Die Gemeinde Wenzersdorf, die mit der Gemeinde Gnadendorf zusammengelegt ist, befindet sich im Gerichtsberzirk Laa/Thaya. Historisch intressant sind die neolithischen und bronzezeitlichen Besiedlungen, die spätgotische Pfarrkirche Maria Verkündigung und die Schlossruine nördlich der Kirche. Ebenso weisen verschiedene mündliche Hinweise auf ein vormals vorhandenes Kloster nordwestlich der Gemeinde hin. Dies ist auch der vermutete Berich in dem 1003 bei Baggerarbeiten Holzwasserrohre gefunden wurden.
 
Der Fundort der Holzrohre liegt am oberen Hangbereich, des an dieser Stelle beginnenden Quellgrabens, auf der Parzelle 610. Die Baggerarbeiten standen im Zusammenhang mit der Anlage eines Feuchtbiotopes in diesem Geländebereich. Durch die Nachforschung von Herrn Johannes Öfferl gelang es noch die ungefähre Eintiefung der Rohre im Boden zu ermitteln. Die Aushubarbeiten im Quellengraben griffen in das Gelände ca. 200cm- 250cm ein. Bereits in einer Tiefe von 100cm – 150cm unter dem Niveau des Quellengrabens lagen die gut erhaltenen Holzrohre. Aufgrund des guten Erhaltungsgrades wurden sie zur Gänze entnommen und in Wenzersdorf zwischengelagert.
 
Bei der Vorarbeit zu diesem Bericht gelang es noch einen weiteren Hinweis zum Quellengraben zu erhalten. So dürften sich nach Mitteilung der Bevölkerung nicht nur diese drei geborgenen Rohre im Boden befunden haben, sondern ein kompletter Rohrverlauf der teilweise sogar noch intakt sein könnte den gesamten Quellengraben in Richtung des Gießbaches weiterziehen.
 
Bei den Fundobjekten handelt es sich um 3 Holzwasserrohre aus einem Nadelgehölz mit einer durchschnittlichen Länge von 360cm – 380cm. Der Stammdurchmesser beträgt durchschnittlich 30cm. Die Wasserführung, die sich im Kernbereich des Stammes befindet, wurde gebohrt. Der dadurch entstandene Kanal weist einen Durchmesser von 6,5cm auf. Die Rohrverbindungen wurden mittels eines geschmiedeten Eisenringes hergestellt. Die Stärke dieses Ringes beträgt 1cm bei einer lichten Weite von 13cm.

Jedoch stellen diese derzeitigen Materialangaben keine Besonderheit im archäologischen Sinne dar. Eine Innovation im Hinblick auf die historische Wassergewinnung und der dabei notwendigen Sekundärbereiche, wie Wasserverteiler, Putzloch, Zulaufgerinne uvm. Stellt das sogenannte Hauptrohr dar. Es weist auf Grund von speziellen Zurichtungen an einem Stammende, eines als Rohrkopf anzusprechendes Endstück auf.  
Diese Wasserrohr mit einer Länge von 372cm und einer Stärke von 30 cm wurde nachdem der Stamm entrindet wurde an beiden Enden gerade abgeschnitten. Als weiterer Arbeitsschritt erfolgte der Bohrvorgang mit einem Durchmesser von 6,5cm im Kern des Nadelgehölzes. Um diese Bohrung wurde ein Verbindungsring aus Eisen mit einer Wandstärke von 1cm und einem Innendurchmesser von 13cm eingeschl ag en. Bis zu diesem Arbeitsschritt gleicht dieses Kopfrohr mit den anderen zwei Holzrohren aus Wenzersdorf. Jedoch dürfte sich im Verlauf der Rohrverlegung eine andere Notwendigkeit für dieses ergeben haben. Denn es erfolgte an einem Ende eine annähernd rechteckig, auf einer Länge von ca. 100 cm nachweisbare, Holzschlichtung. In die Schlichtung wurde im Abstand von 25cm zum Rohrende hin eine rechteckige Aushöhlung mit 10cm Länge und knapp 15cm Breite eingestemmt. Die Tiefe dieser Höhlung wurde bis in den gebohrten Rohrbereich geführt. Eine solche Rohröffnung stellt im Normfall eine Möglichkeit zur Reinigung des Rohres dar, wie es bei Reparaturen oder Neuanschlüssen in Verbindung mit Erdbewegungen notwendig ist. Ein Deckel, der nach bisherigen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Holzwasserrohrforschung vorhanden sein müsste, hat sich nicht erhalten. Das Rohr selbst wurde aber im Bereich dieser Putzöffnung mittels eines achtköpfigen Holzstoppels angeschlossen. Das dieser Vorgang, der Verschluss und die Herstellung der Putzöffnung nachträglich geschah, ist anhand des im Holzrohr verbliebenen Eisenringes zu erkennen. Wäre die Verwendung des Holzrohres bei der Herstellung bereits klar definiert, hätte kein teuerer Eisenring verschwendet werden müssen.